Atomstrom in Österreich

Das Ö1 Mittagsjournal vom 13.12.2019 wurd in einem Beitrag von Verena Mauler detailliert zum Thema Atomstrom in Österreich informiert. Zunächst „Entwarnung“, nicht alles, was an Strom z.B. aus Tschechien importiert ist, ist auch tatsächlich Atomstrom. Vieles davon ist eher aus Deutschland oder Polen durchgeleiteter Strom.
Besonders der Zertifikatehandel wird jedoch stark kritisiert, diesen „nützt Österreich ausgiebigst; das heißt, wir kaufen Strom in Tschechien ein, gleichzeitig kaufen wir aber Wasserkraft-Zertifikate in Norwegen.“ so Manfred Doppler vom Anti-Atom-Komitee.

Getrieben wurde der Bericht wohl auch vom Sager des tschechischen Premiers, wonach ohne den tschechischen (Atom)strom in Wien die Lichter ausgingen. Dem sei zwar momentan in den Wintermonaten so, müsse aber nicht so bleiben. Spontan müssten dafür zwar Gaskraftwerke aus der Reserve hochgefahren werden, was mit Blick auf den Klimawandel wenig sinnvoll ist.
Langfristig, so der interviewte Andreas Eigenbauer, Vorstand der E-Control, bleibt nur ein massiver Ausbau der erneuerbaren Energien: Seiner Ansicht nach braucht es etwa +50% in den nächsten 10 Jahren: „Wir verbrauchen ungefähr 62 Mrd. kWh, und ungefähr 30 Mrd. kWh müssten wir neu aufstellen.“
Mit seiner Schlussbemerkung des Reporters, ob das denn überhaupt machbar sein, trifft Herr Eigenbauer dann auch den kritischen Punkt, den Faktor Zeit:
„Wenn Sie bis 2030 sprechen, kann man natürlich keine Ablöse von Kohle, Öl und Gas machen, nur durch Strom, weil der Strom an sich jetzt nur 20% des gesamten Systems ist. Das heißt mit Strom alleine werden Sie nicht in so einer kurzen Zeit in der Lage sein, die anderen Energieträger abzulösen. Wenn es aber weiter in die Zukunft geht, wenn Sie nach 2050 gehen oder darüber hinaus, dann gibt es natürlich schon Pläne, wie werden aus diesen einzelnen Energieträgern immer mehr elektrische Anwendungen. Also Elektromobilität, dann elektrisch Heizen mit Wärmepumpe, oder andere Anwendungen. Aber dann wir das zunehmend ein Strom-getriebenes System.“

Bei aller Wertschätzung für die Beteiligten des Berichts muss doch kritisch festgestellt werden, wie ein Vorstand der E-Control zu den nötigen Änderungen unseres Energiesystems steht. Wir müssten unsere erneuerbare Energiekapazität nicht um 50% erhöhen, wir müssen! Und ja, es ist unwahrscheinlich, bis 2030 die fossilen Energieträger vollständig zu verdrängen. Aber nur von „Plänen“ bis zum Jahr „2050 und darüber hinaus“ zu sprechen, wird wohl nicht reichen…

Zum Setzen eines Lesezeichens verwenden Sie bitte diesen Permalink.